Zufällig stießen wir in der Gruppe, „Christen im Gespräch“, wo wir uns mit dem Thema „Entwicklung des Christentums“ beschäftigen, auf den Satz: „Das seit 1246 in der Diözese Lüttich bestehende Fronleichnamsfest wird von Papst Urban IV. im Jahr 1264 für die ganze Kirche vorgeschrieben.“ Wir pflegen also heute noch eine Tradition, die im 13. Jh. angefangen hat. Warum tun wir das? Worum geht es bei diesem Fest? Ich glaube, das ist schon erklärungsbedürftig.
Es beginnt schon mit dem fremden Wort „Fronleichnam“, ein mittelalterliches Wort, das auf Deutsch „Leib des Herrn“ bedeutet - ein Ausdruck der auf die Bibel zurückgeht und zwar auf dies Szene vom letzten Mahl, das Jesus mit seinen Freunden gefeiert hat. Das war ein typisches jüdisches Mahl, wo man zu Ostern unter anderem Brot brach und untereinander verteilte. Das hatte etwas mit der Erinnerung an den Auszug aus Ägypten zu tun. Aber da hat Jesus plötzlich diesem Brotbrechen eine andere Bedeutung gegeben. Er bezieht es auf sich selbst und will so seinen Freunden deutlich machen, welche Bedeutung er für seine Freunde hat. Dazu vollzieht er eine symbolische Handlung, die mehr sagt als viele Worte.
Jesus nimmt Brot, bricht es und sagt: „Das ist mein Leib.“ Er verwendet natürlich nicht das mittelalterliche Wort ‚Fronleichnam‘, sondern das hebräische Wort ‚Leib‘, das in diesem Zusammenhang sagen will: „Das bin ich.“ Ich möchte, mit meiner ganzen Persönlichkeit, mit meinem Leben, mit meinen Worten und Taten, für euch wie Brot sein, das Kraft gibt zu einem Leben mit Gott. So hat Jesus sein Leben, sich selbst gedeutet.
Und dann hat er noch hinzugefügt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Brecht miteinander Brot, so wie ich es jetzt getan habe, um so an mich und an meine Bedeutung für euch immer wieder zu denken und mich nicht zu vergessen. Wir wiederholen diese symbolische Handlung von Jesus, um uns ins Bewusstsein zu rufen, was er für uns und für unser Leben bedeutet.
Aber meint Jesus noch mehr als nur Erinnerung? Das Brot brechen soll nicht nur eine Erinnerung sein. Tut dies. Ihr sollt auch selbst füreinander wie Brot sein, euer Leben miteinander teilen, einander unterstützen und Kraft geben. Denn nur so haltet ihr mich wirklich im Gedächtnis, durch eure Lebensweise.
Von Anfang an haben Christen dann auch dieses Brotbrechen in einer Mahlfeier immer wieder vollzogen. „Sie hielten fest am Brechen des Brotes“ wird in der Apostelgeschichte von der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem erzählt. Später hat man dann dieses „Brechen des Brotes“, Mahlfeier, Eucharistiefeier, Hl. Messe genannt. Das geschieht schon Jahrhunderte lang.
Auch wir treffen uns Sonntag für Sonntag um diese tief-symbolreiche Handlung von Jesus zu seinem Gedächtnis zu wiederholen, so wie er es von uns erwartet. So vergessen wir nicht seine Bedeutung für uns. Es gehört zu unserer Grundaufgabe als christliche Glaubensgemeinschaft, zum Kern unseres christlichen Lebens. Im 2. Vatikanischen Konzil, das 1962-65 stattgefunden hat, wurde dann auch offiziell proklamiert: Für uns, Christen, ist dieses „Brechen des Brotes“, diese Eucharistiefeier „Quelle und Höhepunkt“ des christlichen Lebens. Daran erinnert uns auch und deswegen feiern wir auch dieses Fronleichnamsfest.