Zu allen Zeiten haben Menschen sich Fragen über Gott gestellt. Wer ist Gott für uns? Welche Bedeutung hat er für unser Leben? Wie steht er zu uns? Was erwartet er von uns? Und wenn er etwas von uns erwartet, dann können wir doch nicht so leben, als ob es ihn nicht gäbe. Dann müssen wir doch anders leben als diejenigen, die nicht an Gott glauben. An Gott glauben hat Konsequenzen für unsere Lebensweise.
In einem langen Prozess (ab dem 2. bis zum 6./7. Jh.) haben damalige Theologen versucht, auf diese Fragen eine Antwort zu geben und so ist dann die Lehre von der Dreifaltigkeit entstanden: Gott ist einer, der aus drei Personen besteht: Vater, Sohn und Hl. Geist. Diese Vorstellung vom dreifaltigen Gott lebt auch in unserer Zeit weiter: z.B. jedes Mal, wenn wir ein Kreuzzeichen machen: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Hl. Geistes“. Dieses Reden vom Dreifaltigen Gott ist aber leicht missverständlich. Judentum und Islam machen den Christen dann auch den Vorwurf, dass sie an drei Götter glauben. Das Problem liegt bei dem Begriff „Person“. Heute ist für uns eine Person ein eigenständiges, einzigartiges Wesen, das sich von allen anderen Personen unterscheidet. Gott also als drei solche Personen, selbstständige Wesen betrachten ... also drei Götter?
Damals, als man diese Vorstellung von einem Gott in drei Personen formuliert hat, verstand man aber unter „Person“ etwas anderes. Der Begriff Person stammte aus dem Griechischen ‚persona’, aus der damaligen Theaterwelt und bedeutete „Maske“. Alle Theaterspieler trugen eine Maske, d.h. sie spielten eine Rolle, stellten einen bestimmten Charakter dar. Übersetzt heißt das dann: Gott hat sich im Laufe der Zeit verschiedenen dargestellt, sich auf verschiedener Art und Weise zu erkennen gegeben. Menschen haben ihn auf verschiedenen Arten erfahren:
- In der ersten Lesung, aus dem Alten Testament, erfahren wir: Gott hat sich selbst mitgeteilt als einer, der für uns da ist: „Ich bin da - voll Liebe und Erbarmen. Ich habe Geduld, meine Güte und Treue sind grenzenlos.“ Gott wie ein liebender Vater, der sich um seine oft unzuverlässige Kinder Sorgt.
- Später teilt Gott sich selbst mit in Jesus, seinem Sohn, d.h. seinem Repräsentanten, seinem Vertreter. Auf eine neuartige Weise will Gott uns Lebensorientierung geben. „Alle, die sich auf Jesus verlassen, werden nicht zu Grunde gehen, sondern ewig leben“, heißt es im heutigen Evangelium.
- Und Jesus sagt dann zum Schluss: Gott lässt auch nicht allein, wenn ich nicht mehr da bin. Gott wirkt mit seiner Geisteskraft in euch.
Gott ist also vielfältig/bzw. ‚dreifaltig‘ in unserer menschlichen Geschichte anwesend, erkennbar, erfahrbar, wirksam. Er steht wie ein Schöpfer-Vater über uns. Er ist die letzte Autorität, der Schöpfer und Vater aller Dinge, der allem Leben gibt. Er zeigt sich in Jesus, der seine Beziehung zu Gott als eine Sohn-Beziehung verstand, als ein Gott-mit-uns. In ihm ist Gott uns menschlich nahegekommen und hat uns erklärt, wie er zu uns steht, mit uns ist. Und er ist ein Gott-in-uns, durch seine Geisteskraft, die in der Tiefe unseres Ichs wirkt, uns anspricht (wie wir es am Pfingstfest gefeiert haben).
Das ist der Gott, an den wir glauben. Das ist seine Bedeutung für uns und unser Leben. Und um uns an diesen Gott zu wenden, um uns von ihm ansprechen, innerlich berühren zu lassen, um unser Vertrauen zu ihm auszusprechen, sind wir auch heute hier zusammengekommen. Bekennen wir unseren Glauben an diesen Gott.