PFINGSTEN

Zu Pfingsten feiern wir, dass Gott Menschen begeistern, sie mit seiner (Geistes)Kraft neu beleben kann. Für die Freunde von Jesus war sein Tod am Kreuz eine Katastrophe. Er hatte in ihnen Hoffnungen geweckt, ihnen Perspektiven gegeben: Gott wird sein Reich, eine neue Welt schaffen, in der es Frieden und Gerechtigkeit gibt. Gott wird das bewirken, in uns durch Jesus. Aber was ist von diesem Jesus übriggeblieben? Sie haben ihn umgebracht, nichts Menschliches blieb von ihm übrig. Darüber hinaus hieß es in ihrer Religion: Ein am Pfahl Gehängter ist ein von Gott Verfluchter! Dieser Kreuzestod war also ein Albtraum. Sie haben an Jesus geglaubt, aber es stellte sich jetzt heraus, das war alles nur Illusion. Angst, Einsamkeit, Aussichtslosigkeit hat sie befangen.

Und da ist etwas passiert, was diese Menschen total verwandelt hat. Ihre Hoffnungslosigkeit wurde durchbrochen, sie bekamen neue Lebenskraft, sodass sie sich wieder voll und ganz für diesen Jesus eingesetzt haben.

In seiner Apostelgeschichte beschreibt Lukas dieses Geschehen mit Hilfe von Bildern und Symbolen: Sturmwind, Feuer sind kraftvolle Naturelemente, die alles verändern können. Im Evangelium ist Johannes viel zurückhaltender, aber mit nicht weniger Tiefgang: Jesus „haucht“ seine Freunde an, bläst ihnen Lebensatem, Lebenskraft ein - so wie Gott in der Schöpfungsgeschichte Adam den Lebensatem eingehaucht hat, also Leben geschenkt hat. Es geht hier um die wirkmächtige Gegenwart Gottes, um seine schöpferische und vitalisierende Kraft.

Zu Pfingsten feiern und gedenken wir also, dass Gott etwas Neues ins Rollen gebracht hat. Gott handelt nicht in dieser Welt, indem er in den natürlichen Verlauf der Dinge eingreift, Naturgesetze außer Kraft setzt. Gott handelt und wirkt durch und in Menschen, die von ihm begeistert werden, die dann in Verbundenheit mit ihm leben und ihr Mensch-Sein so gestalten, wie Jesus es vorgelebt hat. Es ist der Lebensatem Gottes der in ihnen wirkt.

So ist die Kirche entstanden. Die Kirche ist eine Bewegung von Menschen, die sich persönlich von Jesus und von Gott angesprochen, berührt und gedrängt fühlen, eine innere Kraft und Begeisterung spüren, die sie antreibt auch andere Menschen einzuladen, ihr Glück bei Jesus und bei Gott zu suchen. Wo das geschieht, dort ist nicht nur Kirche, dort geschieht Kirche. Gottes Wirkungskraft in uns „beflügelt“, schenkt uns Lust am Leben, gibt uns Mut Bewährtes zu bewahren und Neues zu wagen. Sie bringt uns in Bewegung.                            

Sicher, wir sind oft nicht diese begeisterten und begeisternden Menschen. Oft haben wir das Bedürfnis, uns hinter verschlossenen Türen zurückzuziehen, weil uns draußen – in unserer Gesellschaft – ein kalter Wind entgegenweht, weil wir kritisiert und angegriffen werden, weil wir enttäuscht voneinander sind oder uns verletzt fühlen durch Worte und Verhaltensweisen von Mitarbeitern. Deswegen müssen wir uns immer wieder neu von Jesus, von Gott, ansprechen, berühren, neu beleben lassen: durch gemeinsames Beten, Singen, Meditieren, Feiern und Handeln.

Daran will Pfingsten uns erinnern: Lassen wir uns von Jesus und von Gott ansprechen und begeistern. Nur begeisterte Menschen können selbst andere begeistern. „Atme in uns Heiliger Geist“, beten und singen wir, „Licht und Feuer brennt in uns“, „Der mich atmen, glauben, lieben lässt, bist du, lebendiger Gott“, „Geist der Freude, der Einheit, fall auf uns herab“. Öffnen wir in diesem Gottesdienst unser Herz für Gott, lassen wir uns von ihm ansprechen und begeistern, damit er in uns wirken kann.

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