29. SONNTAG im Jahreskreis - MISSIONSSONNTAG

Heute ist in allen Kirchen der Welt Tag der Weltmission, der Weltkirche. Wir werden daran erinnert, dass wir Teil einer Weltkirche sind, die die Botschaft von Jesus Christus zur Sprache bringt.

Das Wort „Kirche“ hat also mehrere Bedeutungen. Oft meinen wir mit Kirche das Gebäude, in dem wir uns versammeln. Viele meinen mit Kirche den Papst, die Bischöfe, die Priester - also den Klerus. Aber seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) verstehen wir unter Kirche das ganze Volk der Gläubigen. Die Kirche sind alle, die an Jesus Christus glauben, sich zu ihm bekennen.

Es ist eine erstaunliche Tatsache, dass aus einer winzig kleinen Bewegung, in einem winzig kleinen Land, von einem Bauarbeiter aus Nazareth mit dem Namen Jesus, dessen Leben gescheitert war, und dere unter grausamer Folter getötet wurde …. eine Weltbewegung, das Christentum ausgegangen ist. „Geht hinaus in die Welt, macht die Menschen zu meinen Jüngern, tauft sie....“

Im Laufe einiger Jahrhunderte ist das wirklich wahr geworden. Diese Bewegung von Jesus ist eine Weltkirche geworden und immer noch die größte aller Religionen. Und wir gehören dazu, indem wir getauft wurden.

Und da liegt schon ein kleines Problem: Wir ‚wurden‘ getauft, weil unsere Eltern das wollten. Wir waren noch zu klein, um das selbst zu entscheiden. Im Laufe unseres Lebens müssen wir selbst entscheiden, die Entscheidung unserer Eltern bestätigen: Ja, ich will zur Kirche, zum Volk Gottes gehören.

Und warum will ich das? Weil ich hier lernen und erfahren kann, was glauben heißt, was Christsein heißt, und das - zusammen mit anderen - auch leben kann. Hier kann ich erfahren, was es bringt an Gott zu glauben, dass es klug, sehr vernünftig ist, an Gott zu glauben, weil dieser Glaube mir hilft, das Leben, die Welt und auch mich selber besser zu verstehen.

Es stellt sich aber immer mehr heraus, dass wir es hauptsächlich mit einem „Kulturchristentum“ statt mit einem „Glaubenschristentum“ zu tun haben. Der christliche Glaube ist für viele nicht eine persönliche, tief im Herzen verwurzelte Lebensüberzeugung, sondern er besteht aus einer Reihe von kulturellen Bräuchen und Gewohnheiten, die „nun einmal dazugehören“, also allgemeines Kulturgut sind: Man lässt sein Kind taufen, man lässt sich firmen, man heiratet kirchlich und lässt sich kirchlich begraben. Man feiert Weihnachten. Man feiert Prozessionen und Hochämter in großem Stil, mit Chören und Orchestern. Sind all diese Kulturveranstaltungen auch Glaubensereignisse? Sind die Weltjugendtage mit Millionen Jugendlichen, nur ein Nachahmen der Massenveranstaltungen in dieser Welt, große Events, ohne Tiefgang?

Der Sonntag der Weltkirche, wird auch Missionssonntag genannt. Aber das müssen wir neu verstehen lernen. Früher hat die Kirche aus Europa Menschen in die Welt gesandt (Missionare) um in allen Ländern den Menschen von Gott und von Jesus zu erzählen. Das hat sich geändert. In Europa, in Österreich, in unserer eigenen Umgebung, in unserer eigenen Familie, gibt es immer mehr Menschen, die ohne Jesus, ohne Gott (also gott-los) leben.

Aber es gibt immer noch lebendige kirchliche Gemeinden, die oft Erstaunliches leisten – auch wenn sie kleiner und älter werden. Entscheidend für die Zukunft ist, ob die Mitglieder dieser Gemeinden in einer tieferen Verbundenheit mit Gott und mit Jesus leben. Ob die Botschaft von Jesus Christus bei uns ankommt, uns erfüllt und begeistert und ob wir das in Wort und Tat zeigen. Die Christen haben im Laufe ihrer zweitausendjährigen Geschichte schon viele Krisen überstanden. Es wird in Zukunft eine Überlebensfrage werden, ob wir – mit Respekt vor allen anderen – unseren eigenen christlichen Glauben bewusst vertreten und leben und auch andere dazu einladen.

Wir stehen im Dienst von Jesus Christus, wir haben eine Sendung in dieser Welt, einen Auftrag, eine Mission. Als Christen haben wir den Menschen unserer Zeit etwas zu sagen. Wir können ihnen Lebensinhalte und Lebenssinn aus unserem christlichen Glauben heraus anbieten. Und das soll jeder und jede von uns auch tun, in der eigenen Umgebung, in der eigenen Familie, in der eigenen Pfarrgemeinde, in der eigenen Wohnsiedlung. „Geht hinaus in die Welt, macht die Menschen zu meinen Jüngern“, hat Jesus gesagt.

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