Welche Bedeutung hat Ostern für uns? Das Fest des Lebens! Gibt es etwas Kostbareres als das Leben? Unsere tiefsten menschlichen Verlangen und Bestrebungen sind aufs Überleben ausgerichtet. Wir möchten leben. Der Tod ist unsere größte Bedrohung.
Deswegen ist die christliche Osterbotschaft so wichtig. Sie spricht von einer nie da gewesenen Erfahrung, die Menschen gemacht haben - verwirrend und überwältigend: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Und warum glauben wir das? Warum rechnen wir damit? Weil wir an Jesus glauben, an seine Worte und Taten und an das, was mit ihm schlussendlich geschehen ist. Das wirft ein neues Licht auf unser Mensch-Sein, auf unser Leben.
Der Apostel Paulus hat es so gesagt: „Wie Gott Jesus auferweckt hat, wird er auch uns auferwecken.“ Diese Formulierung ist wichtig, denn wenn gesagt wird: Jesus ist auferstanden, dann kann das falsch verstanden werden, als ob Jesus aus eigener Kraft aus dem Tod auferstanden ist. Es ist aber Gott, sein und unser Vater, der ihn auferweckt, ihm neues Leben geschenkt hat.
Und das widerspricht der damaligen Vorstellung und Erwartung: Ein am Kreuz Gehängter ist ein von Gott Verfluchter. Indem Gott nun Jesus auferweckt, bestätigt er, dass er nicht von Gott verflucht ist, sondern dass Gott auf der Seite Jesu steht, dass dieser Jesus glaubwürdig ist und dass alles, was Jesus über Gott gesagt hat, richtig ist: Gott will, dass wir leben, weil er uns liebt.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis die ersten Christen dieses Ostergeschehen mit Jesus so verstanden haben. Das zu glauben ist nicht so selbstverständlich. Die biblischen Erzählungen sagen es immer wieder. Als Maria von Magdala zum Grab kommt und den Leichnam nicht findet, ist ihre logische Erklärung: Man habe ihn weggenommen und woanders hingelegt. Erst später macht sie die Erfahrung, dass Jesus lebt.
Und von den Aposteln wissen wir, dass sie zuerst die Behauptung der Frauen, dass Jesus lebt, als Geschwätz abgetan haben. Erst nach vielen Zweifeln begannen sie selbst zu glauben und das vor allem, weil auch sie eine Erfahrung mit dem lebendigen Jesus gemacht haben. Und dieser Glaube wurde dann so fest und so stark, dass diese Männer ihr ganzes weiteres Leben dafür eingesetzt haben und für diese Überzeugung gestorben sind.
Der französische Philosoph Voltaire (+ 1778), ein scharfzüngiger Spötter des Christentums, erzählt wie eine Dame ihn fragt, wie es möglich sei, dass es überhaupt Menschen gäbe, die an eine Auferstehung glauben. Voltaire gab ihr die überraschende Antwort: „Madame, die Auferstehung ist die einfachste Sache von der Welt. Der, der den Menschen einmal geschaffen hat, kann ihn auch zum zweiten Male schaffen".
Der Glaube an die Auferweckung Jesu geht davon aus, dass Gott eine den Tod überwindende Macht hat. Der Tod, diese das ganze Leben des Menschen immer bedrohende Macht, hat nicht das letzte Wort. „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“, sagt Jesus im Johannesevangelium.
Ich werde leben! Wie mein jetziges Leben auch verläuft, wie aussichtslos es oft auch erscheinen mag … es wird gut ausgehen. Ich werde endgültig, ewig leben. Sagen Sie das einmal ganz langsam und deutlich zu sich selbst: Ich werde ewig leben! Gott will es. Realisieren Sie sich, was das heißt?
Ostern ist das Fest der Hoffnung und der Zuversicht: Wir können mit tiefer Gelassenheit und innerem Frieden leben. Gott ist die alles entscheidende Wirklichkeit unseres Lebens. Auf ihn setzen wir unsere Hoffnung. Deswegen ist es ein Fest der Erlösung von unseren tiefsten Ängsten.
Ich werde leben! Grenzenlos, unzerstörbar. Ostern, das Fest der Lebensfreude, der Dankbarkeit. Deswegen können wir zurecht zueinander sagen: Frohe Ostern!