PFINGSTEN
Pfingsten, der Anfang einer neuen Bewegung, des Christentums. Man kann auch sagen: Es war die Geburtsstunde der Kirche. Aus einer Handvoll ängstlicher und enttäuschter Menschen entsteht eine Weltbewegung. War das nicht ein Wunder? Wie war das möglich? Was ist da in sie gefahren, dass sie neue, verwandelte Menschen wurden?
Zwei unterschiedliche Erklärungen geben uns die heutigen biblische Lesungen. Die Apostelgeschichte schildert in einer sehr bildreichen Sprache das Pfingstgeschehen: Sturmwind, Feuer, eine überwältigende Kraft ergreift Besitz von diesen Menschen. Das Johannesevangelium ist da viel dezenter. In einem kleinen Kreis haucht der auferstandene Jesus seine Freunde an: “... und sprach: „Empfangt den Heiligen Geist!“ Was ist damit gemeint? Eine schwierige Aussage, für uns nicht so direkt verständlich.
Die Bibel redet oft über diesen „Geist Gottes“. Das ursprüngliche, hebräische Wort dafür heißt „Ruach“ und damit ist auch Atem, Lebensatem, Lebenskraft gemeint. In der Schöpfungsgeschichte heißt es, dass dieser „Ruach“ über dem Wasser schwebte und eine Weltordnung schaffte. Mit dem „Ruach“, „Geist“, „Lebensatem“, ist Gott gemeint, der wirksam ist und verändert. Gott wird wirksam in Menschen, berührt ihr Innerstes, ihr Herz, mit seiner Kraft, mit seinem Lebensatem, so dass sie wie verwandelt sind, voller Energie, voller Begeisterung.
Und wann und wie wirkt sich diese Kraft Gottes in uns aus? Der Apostel Paulus redet von den „Früchten des Geistes“, die dort erfahrbar werden, wo wir auf Gott vertrauend lieben, Freude ausstrahlen, Frieden verbreiten, Freundlichkeit, Güte, Treue, Gewaltlosigkeit. Dann sind wir von Gott begeisterte Menschen! Dann ist Gott in uns wirksam.
Gott handelt, wirkt in dieser Welt, in und durch Menschen, die sich für ihn öffnen, an ihn glauben. Er trifft uns in unserem Inneren, berührt uns, sodass wir uns von ihm gepackt fühlen. Das verwandelt unser Denken, Fühlen und Handeln. Wir werden andere, verwandelte Menschen. Dann geschieht das Wunder von Pfingsten, auch in uns.
Vielleicht haben wir solche Erfahrungen schon gemacht, in verschiedenen Lebenssituationen. Sicher, wir können das nicht steuern. Wir empfinden das dann wie ein Geschenk und sind Gott dankbar, dass er sich in uns spürbar gemacht hat. Und wir bitten Gott, dass er uns mit seinem Geist belebt und begeistert, jedes Mal wenn wir mutlos geworden sind, leer, lustlos, ohne Schwung, ausgebrannt. Jedes Mal, wenn wir den Kopf hängen lassen, soll er uns neue Kraft, seinen Geist, schenken, uns aus Resignation und Mutlosigkeit herausreißen.
Haben Sie nicht auch den Eindruck, dass bei uns, Christen, oft nicht allzu viel Begeisterung vorhanden ist? Fühlen wir uns in unseren wöchentlichen Zusammenkünften noch von Gott, von Jesus, angesprochen, gepackt, berührt? Öffnen wir uns innerlich wirklich für ihn? Wirken wir nicht eher wie gelähmt, matt, langweilig, wenn es um unseren Glauben geht? Verstecken wir nicht unseren Glauben?
Wann fühlen wir uns wirklich so von Jesus ergriffen, dass wir uns gedrängt fühlen miteinander und auch mit anderen Menschen über unsere Erfahrungen mit ihm zu erzählen? „Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über“ sagt ein Sprichwort. Ist unser Herz von Jesus, von Gott, erfüllt, so dass es übergeht? Brauchen wir alle miteinander nicht ein neues Pfingsten? Lebensfreude, weil Gott es gut mit uns meint?