DIE TAUFE JESU

Ein moderne Buchautor hat versucht zu beschreiben, welche Erfahrung Jesus bei seiner Taufe gemacht hat und lässt ihn das selbst erzählen. Jesus sagt: „Als ich dreißig war, hörte ich von einem, der am Jordan predigte und viel Zulauf hatte. Ich ging hin an den Jordan und war fasziniert. So begeistert war ich von ihm und von dem, was er sagte, dass auch ich mich taufen ließ. Und in diesem Augenblick geschah es. Da wusste ich ganz sicher: Gott ist mein Vater – und ich bin sein Sohn. Von da an war mir klar, dass ich nicht länger in Nazareth bleiben konnte, dass ich Abschied nehmen musste von den Eltern, dass ich aufbrechen musste und es weitersagen an alle, gerade an die, die es kaum glauben konnten, dass Gott sie annimmt und gerade die liebt, die nichts vorzuweisen hatten, was hierzulande als wichtig gilt und beliebt macht. Den Armen, den Hungernden, den Traurigen, den Gewaltlosen sagen, dass sie für Gott wichtig sind.“

Wir können das die Berufungsgeschichte Jesu nennen. Ihm ist bewusst geworden, wer er ist und was seine Aufgabe ist, wozu Gott ihn beruft. Bildlich gesprochen: Der Himmel hat sich geöffnet. Jesus spürt eine innige, intime Beziehung zu Gott. Diese Beziehung ist so tief, dass man sagen kann: In allem, was er sagt und tut, hören und sehen, spüren wir die Liebe dieses Gottes, dieses Vaters. Was bei der Taufe Jesu geschieht, ist ein Schlüsselmoment in seinem Leben. In Jesus erreicht die Zuwendung Gottes zu uns Menschen einen unglaublichen Höhepunkt. Im Hebräerbrief (1,1-2) wird dann auch gesagt: „In der Vergangenheit hat Gott in vielfältigster Weise durch die Propheten zu unseren Vorfahren gesprochen. Aber jetzt... hat er zu uns gesprochen durch den Sohn.“ In seiner Taufe wurde Jesus bestätigt und wurde er beauftragt die Botschaft Gottes weiterzugeben, in Wort und Tat, durch seine Lebensweise.

Das ist dann auch mit dem Bild gemeint: „Sohn Gottes“: ein inniges, intimes Verhältnis zwischen Gott und Jesus. Es kommt auch vor am Berg Tabor, in der Szene der Verklärung Jesu: „Dieser ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.“ Aber auch im Alten Testament wird dieses Bild für das ganze Volk verwendet, es wird „Sohn Gottes“ genannt.

Es ist nun das tiefe Verlangen von Jesus, das auch wir uns so Gott gegenüber fühlen. Er redet von „meinem und eurem Vater, meinem und eurem Gott“! Auch wir sollen uns Gott gegenüber wie seine Kinder fühlen, von ihm geliebt. Das kann tief greifende Konsequenzen für unser Leben haben, nämlich für unsere Einstellung und unseren Umgang mit uns selber und auch miteinander.

Johannes der Täufer sagt: "Ich habe euch nur mit Wasser getauft, er aber wird euch mit Heiligem Geist taufen". Wir sind mit Wasser getauft, als Baby. Aber das reicht nicht. Es geht darum, dass wir von Jesus mit der Geisteskraft Gottes getauft werden, dass wir Gottes Geisteskraft, sein Feuer in uns spüren - eine Kraft, die unser Herz durchdringt, von innen her verwandelt. Auch in uns sollen die Empfindung und das Bewusstsein lebendig sein: Ich bin Sohn/Tochter Gottes, von ihm geliebt und angenommen. Seine Geisteskraft wirkt auch in mir. Brennt das Feuer und der Geisteskraft Gottes in meinem persönlichen Leben?

Wenn Gott, der Schöpfer des ganzen Universums, uns den Lebensatem, seine Geisteskraft gibt, dann kann ich darauf doch nur dankbar mit Gegenliebe antworten. Vielleicht wird es uns heute, hier in dieser Eucharistiefeier, wirklich bewusst? Vielleicht trifft es uns jetzt, dass Gott immer wieder zu uns sagt: „Du bist mein geliebter Sohn, meine geliebte Tochter! Gut, dass du da bist! Du gehörst zu mir.“ Vielleicht öffnet sich auch für uns der Himmel und werden wir uns bewusst, welche Konsequenzen das für unser Leben, für unsere Lebensweise hat. Das Fest der Taufe Jesu erinnert uns daran.

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