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von Kardinal Christoph Schönborn zum Evangelium für das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, (Fronleichnam) 11. Juni 2009, (Mk 14,12-
Täglich, wöchentlich, jeden Sonntag, jeden Feiertag, überall auf Erden, viele tausende Male, wird die Heilige Messe gefeiert, und das seit fast 2.000 Jahren. Es sind Millionen, die da mitfeiern, weltweit. Und wenn auch die Zahl derer, die am Gottesdienst teilnehmen, in Österreich deutlich gesunken ist, so ist doch die Sonntagsmesse die meistbesuchte regelmäßige wöchentliche Veranstaltung unseres Landes.
Was bewegt so viele, Woche für Woche, oft ein Leben lang, die Messe zu besuchen, an der Eucharistie teilzunehmen? Tradition? Sicher bei vielen. Aber das ist nicht etwas Schlechtes. Es gibt ja gute, schöne, sinnvolle Traditionen. Überzeugung? Sicher bei den meisten, die heute zum Sonntagsgottesdienst kommen. Sie werden nicht gezwungen. Kein sozialer Druck nötigt sie dazu, wie früher vielleicht, als man schief angesehen wurde, wenn man sonntags nicht in die Messe ging.
Ja, aus Überzeugung kommen sie. Weil es ihnen wichtig und wertvoll ist. Weil ihnen ohne die Messe etwas Wesentliches im Leben fehlen würde. Seit meiner Priesterweihe vor fast 40 Jahren ist kein Tag vergangen, ohne dass ich selber die Heilige Messe gefeiert hätte, mit wenigen Ausnahmen, etwa im Krankheitsfall.
Sine dominico non possumus: Ohne die Eucharistie, die Heilige Messe, das „Herrenmahl“, können wir nicht leben: So sagten frühchristliche Märtyrer, denen der Richter die Feier der Sonntagsmesse als Verbrechen vorwarf.
Papst Benedikt XVI. hat dieses Wort in Wien im Stephansdom zitiert, als er am 9. September 2007 dort den Sonntagsgottesdienst feierte. Er rief dabei den Österreichern zu: „Gebt dem Sonntag seine Seele! Gebt der Seele ihren Sontag! Fronleichnam ist das Fest, an dem die Katholiken im ganzen Land öffentlich bekennen: Ohne Eucharistie können und wollen wir nicht leben! Die Fronleichnamsprozessionen sind dafür der bunte, farbenfrohe Ausdruck. Mittelpunkt der Feiern ist das kleine, weiße Stück Brot, das in der „Monstranz“, unter dem „Himmel“, mit Weihrauch und Kerzen, mit Musik und Liedern durch die Straßen und Felder getragen wird.
Jesus nahm das Brot, brach es, reichte es den Jüngern und sagte: „Das ist mein Leib.“ Diese schlichten Worte sind der Grund des heutigen Festes. Sie sind die Mitte jeder Messfeier. Das Brot, das Jesu Leib geworden ist, verehren wir, beten es an, nicht weil es Brot ist, sondern weil es Jesus Christus selber ist, der in der Gestalt des Brotes da ist.
Diese Gegenwart alleine erklärt die ungebrochene Faszination der Messe. Es kommt nicht darauf an, wie sie „gestaltet“ ist, ob sie „modern“ oder „altmodisch“ gefeiert wird, mit rhythmischen Liedern oder der guten alten Schubertmesse. Nur eines zählt: ER ist da! Sein Leib, Sein Blut, Jesus selber. Er ist da, nicht nur in der Erinnerung, sondern wirklich und wahrhaft. Um Ihn versammeln sich die Christen, Sonntag für Sonntag, täglich, weltweit. Er ist Grund genug, zur Messe zu gehen. Und heute dankbar Fronleichnam zu feiern.