CHRISTTAG 2012
Evangelium nach Johannes (1,1-18):
Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott, und in allem war es Gott gleich. Von Anfang an war es bei Gott. Alles wurde durch das Wort geschaffen; und ohne das Wort ist nichts entstanden. In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht für die Menschen. Das Licht strahlt in der Dunkelheit, aber die Dunkelheit hat sich ihm verschlossen.
Das wahre Licht, das in die Welt gekommen ist und nun allen Menschen leuchtet, ist Er, der das Wort ist. Er, das Wort, war schon immer in der Welt, die Welt ist durch ihn geschaffen worden, und doch erkannte sie ihn nicht. Er kam in seine eigene Schöpfung, doch seine Geschöpfe, die Menschen, wiesen ihn ab. Aber allen, die ihn aufnahmen und ihm Glauben schenkten, verlieh er das Recht, Kinder Gottes zu werden.
Das werden sie nicht durch natürliche Geburt oder menschliches Wollen und Machen, sondern weil Gott ihnen ein neues Leben gibt. - Er, das Wort, wurde ein Mensch, ein wirklicher Mensch von Fleisch und Blut.
Er lebte unter uns, und wir sahen seine Macht und Hoheit, die göttliche Hoheit, die ihm der Vater gegeben hat, ihm, seinem einzigen Sohn. Gottes ganze Güte und Treue ist uns in ihm begegnet.
Gedanken zum Evangelium
Weihnachten anders?
Der Evangelist Lukas hat die Weihnachtsbotschaft in eine liebliche Erzählung von der Geburt eines Kindes gegossen. Johannes macht es anders, eher philosophisch, theologisch. Im Grund genommen sagen aber beide das Gleiche: Gott ist zu uns gekommen. In Jesus von Nazareth kommt er uns entgegen.
Johannes sagt: Jesus ist "Das Wort Gottes". Wir haben heute eine Inflation von Worten. Es wird nur geredet. Es gibt viele nichtssagende Worte. Wir hören sie nicht mehr.
Und trotzdem: Es kann passieren, dass ein Wort mich plötzlich und total trifft, mich betroffen macht. Es trifft mein Herz, berührt mich tief, ja es ändert mich. Es zeigt Wirkung, hat eine wirksame Kraft, die mich zu einer Antwort, zum Handeln drängt. Ein winzig kleines Wort kann in mir tiefe Freude und Hoffnung aufrufen, kann in mir Kräfte freisetzen, mich heilen, mich verwandeln.
Gottes Wort kam in die Welt. Gott hat gesprochen, er hat uns angesprochen. In der Schöpfungsgeschichte heißt es: „Gott sprach, und es geschah.“ Gottes Wort hat eine schöpferische Kraft: Aus dem Nichts ruft er das Sein hervor.
Gott hat aufs Neue gesprochen in und durch Jesus von Nazareth. Und die Welt hat sich verändert. In Jesus hat Gott sich uns zugewendet, hat Verbindung mit uns aufgenommen, hat sich uns anvertraut. Im Menschen Jesus von Nazareth spricht Gott. Jesus verkörpert das Sprechen Gottes.
Deswegen ist dann das Sprechen von Jesus auch ein Ereignis. Zuhörer haben ihre Betroffenheit einmal so ausgedrückt: "Noch nie hat ein Mensch so gesprochen wie er" (Joh 7,46). Ein anderes Mal sagen die Leute: "Er lehrt, spricht wie einer, der Vollmacht hat, nicht wie die Schriftgelehrten" (Mk 1,22). Das Wort Jesu hatte eine beeindruckende Originalität, und es hatte eine innere Autorität und Kraft. Seine Anrufe waren wirkmächtige Anrufe, die dem Leben der Apostel eine völlig neue Richtung gaben. Oft waren es heilende und befreiende Worte. "Öffne dich!" Durch Jesus und in Jesus ist Gott zu Wort gekommen.
Das ist Weihnachten. Was Gott seit jeher den Menschen sagen und mitteilen wollte, das ist in Jesus endgültig hörbar und sichtbar, hat in ihm Gestalt bekommen, ist "Fleisch geworden", in Wort und Tat.
Gott hat sich in Jesus auf unüberbietbare Weise mitgeteilt und den Menschen einen Weg gezeigt, der zu einem geglückten Dasein führt. Das und nichts anderes ist mit Erlösung gemeint. Über diesen Weg hat Jesus nicht nur gesprochen, er hat ihn nicht nur gewiesen, sondern ist ihn auch selber gegangen. Jesus weist uns den Weg zu einem geglückten Dasein. Und er macht es uns vor, wie das geht.
Die Botschaft, das Wort, das Gott in Jesus ausspricht lautet:
„Ich liebe dich, du Welt, du Mensch. Ich bin da. Ich bin bei dir. Ich bin dein Leben. Ich bin deine Zeit. Ich bin deine Freude." (Karl Rahner) Weihnachten die Selbstmitteilung Gottes.
Und Johannes verwendet noch ein anderes Bild: Die Selbstmitteilung von Gott in und durch Jesus ist wie ein wärmendes, befreiendes Licht in unserem Leben. „Gottes Güte und Treue ist uns in ihm begegnet.“
Nur und das ist das Drama - „Das Licht schien in der Finsternis, aber die Finsternis hat sich ihm verschlossen.“ Die Welt erkennt ihn nicht. Diese Worte werden immer aktueller. Immer weniger Menschen scheinen das Wort Gottes, das Jesus ist, zu hören und ernst zu nehmen.
Die Weihnachtsbotschaft: Allen, die an Jesus glauben, werden fähig wirklich Kinder Gottes zu sein, finden zum wahren, geglückten Leben, können Gottes Güte und Treue erfahren. Weihnachten macht froh, wenn wir uns dessen wieder verstärkt bewusst werden.
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